Leitidee

 

Funktionelle Neurologische Störungen entstehen – aus individuell und situativ bzw. kontextuell ganz verschiedenen Gründen – durch eine Desintegration bzw. Dissoziation der normalen Integration motorischer, sensorischer oder kognitiver Funktionen. Sie führen zu Einschränkungen oder Verlust der Steuerungs-, Koordinations- oder Wahrnehmungsfähigkeit, die zunächst unwillkürlich und nicht steuerbar sind. 


Im Umgang mit Funktionellen Neurologischen Störungen (FNS) gibt es viele Unsicherheiten, sowohl in den oft ersten Anlaufstellen Notfall-/Allgemeinmedizin, Neurologie, Orthopädie, HNO etc. als auch in der Physio-/ Ergo-/ Logo-/ Körper-/ Bewegungs- und Psychotherapie. Diagnostik und Therapie erfolgen oft unkoordiniert, entweder mit einseitigen „somatogenen“ bzw. „psychogenen“ Ursachenannahmen – oder aber „ohne Befund“ und ohne weiteres Behandlungsangebot. Ihre Klassifikation ist verwirrend. Betroffene berichten von Stigmatisierung, Ärzteodysseen und langen Therapiewartezeiten. Diese Umstände tragen erheblich zur leider häufigen Chronifizierung bei. 


Dabei gibt es derzeit viele positive Entwicklungen: Entstehung und Aufrechterhaltung von FNS werden immer besser verstanden; es gibt neue wichtige Forschungsfragen, z.B. zur Rolle von Erfahrungen, Aufmerksamkeit und Erwartungen. Klinische Zeichen ermöglichen die verlässliche und nachvollziehbare Diagnosestellung im Rahmen einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung. Immer bessere multimodale Therapiekonzepte werden entwickelt; sie sind möglichst aktiv und kombinieren individuell körperbezogene und psychologische Ansätze.

FNS verdeutlichen, wie eng körperliche und psychosoziale Prozesse verwoben sind. Sie brauchen eine integrative Medizin, die die Perspektiven verschiedener Fachrichtungen mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammenbringt und in eine patientengerechte Versorgung übersetzt.

Wer wir sind

 

Die AG FNS ist eine Gruppe von Menschen aus ganz unterschiedlichen Gesundheitsfachberufen bzw. Fachgebieten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die sich klinisch und / oder wissenschaftlich mit FNS beschäftigen. 

Die AG FNS ist ganz bewusst Fächer-, Berufsgruppen-, Versorgungssektoren- und Institutions-übergreifend. Sie kooperiert u.a. mit der internationalen FND Society, verschiedenen Fachgesellschaften und Berufsverbänden, untersteht ihnen jedoch nicht. 

Wir haben derzeit (Stand Februar 2024) 71 Mitglieder – und wünschen uns, noch weiter zu wachsen.

Was wir tun

Unser Ziel ist der Aufbau regionaler und überregionaler Behandlungs- und Forschungsnetzwerke sowie die Entwicklung integrierter Versorgungsmodelle. 

Interdisziplinarität und eine transparente Vereinsstruktur ermöglichen uns klinisch-praktische und wissenschaftliche Kooperationen, die auf der jährlichen Mitgliederversammlung und im direkten Austausch gepflegt werden. So bündeln wir gemeinsame Interessen und Fähigkeiten - und setzen sie auch gemeinsam um. 

Darüber hinaus stehen wir - im für beide Seiten sehr fruchtbaren - Kontakt mit Betroffenen-Organisationen. So erhalten wir Informationen und Perspektiven nicht nur über, sondern auch unmittelbar von Menschen mit FNS, und ermöglichen Betroffenen einen direkten Austausch mit Klinik und Wissenschaft, mit den entsprechenden Einblicken in die Behandler- und Forscherperspektive. 

Wir unterstützen und organisieren z.B. klinische und wissenschaftliche Projekte, Tagungen, Fortbildungen und Veröffentlichungen. So fördern wir die Wahrnehmung von FNS in Klinik und Praxis, Öffentlichkeit, Wissenschaft, bei Akteuren im Gesundheitswesen und politischen Entscheidungsträgern.

All dies dient – direkt und indirekt – einer verbesserten Versorgungsqualität für Menschen, die von FNS betroffen sind.